Y a s e l

Yasel Gonzalez Rivera ist 27 Jahre alt und Grundschullehrer.
Er ist in Felicidades de Yateras geboren und aufgewachsen, einem idyllischen Dorf, umgeben von grünen Hügeln und Palmen, 25 km von Guantánamo entfernt.
Yasel ist der Leader von Madera Limpia. Die meisten Texte, Lieder und Anregungen kommen von ihm.
Was die Musik anbelangt, ist Yasel Autodidakt. Er hat nie Musik studiert, jetzt versucht er, in Guantánamos „Centro de Superacion Musical“ die Notenlehre und andere theoretische Musikfächer nachzuholen. Mit vierzehn hat er angefangen in seiner Schule auf einem Holzkoffer zu trommeln, seitdem probiert er verschiedene Instrumente aus und schreibt die Musik, die aus seinem „Inneren“ kommt.

Wo findet er seine Geschichten ?
„Auf der Straße sieht man alles. Ich finde auf der Straße meine Geschichten, die soziale Reibung. Die Straße ist der Ort wo Menschen leben, ihre Erfahrungen machen, neues kennen lernen und in die Mangel geraten.
Die Straße ist für uns von heute, wie eine Schule, die Schule des Lebens.
Auf der Straße lernte ich ein Mädchen kennen, ich ging mit ihr. Auf der Straße hat sie mich betrogen. Auf der Straße hat man mir Deals angeboten, legal oder illegal. Auf der Straße muss man wissen, wie man dem Bösen entgeht. Denn viele verwandeln sich in Elemente der Straße. Deswegen ist die Straße eine Schule.“

Seine ersten Erfahrungen mit der Musik:
„Als ich angefangen habe zu rappen - im Studium - ist mir was total Blödes passiert: während ich spielte, wurde der Saal leer. Das war Scheiße und die Leute sind abgehauen. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich habe nur geweint. Viel geweint.
Ich schwör‘s, das darf nie wieder passieren. Deswegen streng ich mich lieber an, lass‘ mir Zeit. Ich lasse Themen von Guantánamo, auch mal liegen und nehm‘ sie später wieder auf.
Denn ein frustrierter Musiker ist das Schlimmste was es gibt.“

Wie schreibt er?
„Ich wache immer mit Bleistift und Block an meiner Seite auf. Immer auf der Suche nach einer Idee, nach etwas, an das ich denke oder ...träume. Nachts, wenn mir eine Idee kamm für ein Lied, einen Vers oder so was, machte ich schnell das Licht an und als ich‘s schreiben wollte, war‘s weg. Ich machte das Licht wieder aus und ging schlafen. Heft und Bleistift liegen unter meinem Kissen. Ich schreib‘ im Dunkeln.“

Seine Priorität im Leben:
„Das Wichtigste in meinem Leben? Leben. Während ich lebe, träume ich von dem was mir fehlt. Und mir fehlt alles. Solange ich lebe, erfahr‘ ich‘s.“

Warum Changüi?
„Diese Geschichte des Changüis, Kiriba, Nengon, kennt man nicht;... nicht mal hier in Cuba.
Diese rhythmische Zelle und unsere Verschmelzung der Musik... vielleicht ist es was für die Zukunft ... oder vielleicht gab es das schon immer... Musik aus Holz, gespielt mit Trés, Bongo del Monte, Marimbula und so... gemischt auch mit elektroakustischen Elementen, aber immer als Basis die traditionellen Instrumente.“

Was ist Rap und warum Rap?
„Mein Rap ist Ausdruck junger Leute, dessen, was sie erleben, was sie fühlen...was ihnen alltäglich passiert. Du kannst nicht einen zu modernem, intellektellem Rap machen, weil ihn niemand verstehen würde. Er lebt aus dem Moment.
Der Rap ist etwas, was Tag für Tag passiert. Du erlebst es und sagst dir: "schau wie interessant, schau dies oder jenes...“


Der Schaffensprozess:
„Ich – als Künstler habe ein riesengrosses Problem.Über das, was mich beschäftigt, muss ich schreiben. Wenn mir was passiert kann daraus ein Song werden. Ich leide darunter aber manchmal genieß ich’s auch. Wer nicht leidet, ist auch nicht lebendig.
Warum muss mir das passieren ? Tränen, Gedanken, Leiden, warum?
Das Leiden ist immer da, allgegenwärtig.
Du sagst jemanden etwas und weißt, dass er deswegen leidet. Du willst es nicht erkennen. Wenn es dir dann klar wird dann leidest du auch und dann denkst du: Scheiss drauf! Es interessiert mich nicht!
Und weil du halt ein menschliches Wesen bist, Gefühle hast, versetzt du dich in ihm. Warum hab ich das getan ? Es tut dir Leid.
Das Leiden ist überall, an jeder Ecke, in jedem Moment. Du leidest wenn du läufst, denkst, sprichst. Auch wenn du lachst, denn du lachst und in Wirklichkeit stirbst du innerlich vor Schmerz.
Das Leiden hört nie auf.“

Frauen ?
„Die Frauen sind voller Überraschungen...
Die Frau denkt viel schneller als der Mann, die Frauen sind manchmal...
Nicht nur hier, überall auf der Welt steht Berechnung dahinter...“

Wie sieht für Yasel eine Beziehung aus ?
„Ich glaube, die Sache mit dem Mann und mehreren Frauen ist ... normal. Denn der Mann fühlt sich gut, wenn er sagt: Ich habe diese und jene ... Aber zu Hause, da ist meine. Die gehört mir. Mit der will ich keine Probleme. Aber auf der Straße...
Es fängt etwas an, das man nicht vermeiden kann. Ja, es ist unmoralisch, es ist falsch, jeder weiß es ist falsch, aber man kann es nicht vermeiden. Und mit der Zeit entwickelt sich das, vergiss es..., das hört nie auf..
Es funktioniert nicht wenn ihm nicht gefällt wie sie Liebe macht. Es muss Pfeffer haben. Und umgekehrt genau so. Selbst wenn der Kerl alles hat, Klamotten, neue Schuhe, Goldkette, Kohle, Karre, wenn der Sex nicht passt. Vergiss es! Selbst wenn ich mich in Gold kleide und will mit einer gehen und dann, wenn es so weit ist, kann ich nicht ...
"Du taugst nichts"... Deshalb ist hier der Sex das Wichtigste.“

Die Liebe ?
„Der Mensch kann sich vom Hund einiges abgucken. Ein Hund und eine Hündin treffen sich auf der Straße und die Hündin guckt nicht nach, ob der Hund Musiker oder reich ist. Sie macht es aus animalischen Instinkt und weil sie ihn gern hat, ohne Berechnung. Das ist Liebe.“

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