PRESSESTIMMEN MADERA-LIMPIA Tour:
Bestes aus Guantánamo
Madera Limpia begeistern ihr Publikum
"Leckere Jungs!" fand die eine oder andere Konzertbesucherin und ließ die Hüften kreisen. (Foto: ka-news)
Karlsruhe - Eins vorab: wie am Strand gefunden sahen die Instrumente nicht gerade aus (ka-news berichtete). Das stand zwar so in der Presseankündigung und klang auch ganz charmant, was am vorgestrigen Abend im Tempel geboten wurde, war aber durch und durch professionell. Und nach den ersten paar Takten war es eigentlich auch völlig egal, mit was musiziert wurde, denn Madera Limpia hatten das Publikum vom ersten bis zum letzten Stück komplett in der Hand. Zwei Stunden spielten sie sich die Seele aus dem Leib, ließen dabei die Hüften kreisen und bekamen eine ungefähre Vorstellung davon, wie das Leben als Star laufen könnte. Kaum vorstellbar, dass die Jungs aus Kuba erst ihr Auftaktkonzert zur Europa-Tournee gaben.
"Ich will nur Dein chiqui chiquicha..." (Foto: ka-news)
Das Konzert im Rahmen des "Fächerwelt"-Festivals sei das Eröffnungskonzert der Europa-Tournee und dementsprechend aufgeregt sei die Band aus Guantánamo. So wurde die Band angekündigt. Von der Aufregung war allerdings wenig zu spüren, als Madera Limpia auf die Bühne im Tempel kamen. Mit einem Instrumental-Intro, von Ausschnitten aus dem Film "Paraiso" begleitet, begannen die Musiker das Konzert.
"Gib´s mir feste"
Von dem Moment an, wo die beiden Sänger auf die Bühne kamen, gab es wahrscheinlich niemand mehr im Saal, der nicht mitwippte, die Hüften schwang und von der Mischung aus Changúis, HipHop und Reggae begeistert war. "Baila" hieß der erste Song und getanzt wurde kräftig. Und das so gut, dass Madera Limpia gleich eine Mittänzerin auf die Bühne holten. Dem gemeinen Karlsruher Hobbytänzer wurden so schnell seine Grenzen aufgezeigt, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Die sympathische Band wurde durchgehend bejubelt, angefeuert und auch wer kein Spanisch beherrschte, wurde so lange zum Mitsingen motiviert, dass er danach wirklich glauben wollte, alles verstanden zu haben.
Muss man live gesehen haben: Madera Limpia. (Foto: ka-news)
Das war wohl nicht ganz der Fall, denn üblicherweise werden Textzeilen mit Inhalten wie "Gibs mir feste" wohl eher seltener von Konzertbesuchern mit frenetischem "Hey, hey, hey" bejubelt. Zumindest nicht vom sonst so oft zurückhaltenden Karlsruher Publikum, das während des Konzerts alle Hemmungen fallen ließ. Bestimmt hatte es auch mit dem endlich sommerlichen Wetter zu tun, hauptsächlich aber mit den kubanischen Rhythmen und dem Charme der Musiker, dass das Konzert ein voller Erfolg war. Madera Limpia sah man die Begeisterung über ihren Erfolg eindeutig an und das zeigten sie auch in den Zugaben, welche die Fans lautstark einforderten.
Eindeutig zweideutige Texte und heiße Rhythmen
Glücklich, wer eine CD der Kubaner besitzt. Denn beim großen Internet-Händler unseres Vertrauens sinkt die Zahl der lieferbaren Soundtracks zum Film zusehends und wenn nicht schnell nachgepresst wird, ist die erste Auflage des Albums, das für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert wurde, garantiert schnell vergriffen. Außerdem ist es doch immer schön, zu den Ersten zu gehören, die eine solche Entdeckung wie Madera Limpia gekannt und unterstützt haben. Und am Ende des Sommers wird man die Jungs aus Guantánamo kennen. Ganz sicher. (tms)
Westdeutsche Zeitung vom 13.6.200
Kubanische Hüftschwünge
Karibische Lebensfreude brachten die Musiker von Madera Linipia
im Live Club Barmen auf die Bühne.
Von Heike Müller
Das kubanische Provinzstädtchen Guantanamo war, bevor die Amerikaner dort ihr
Kriegsgefangenenlager errichteten, für viele ein weißer Fleck auf der Landkarte. Dass es mehr
zu bieten hat als einen Armeestützpunkt, zeigte die Band Madera Limpia bei ihrem Konzert im
Live Club Barmen. Wuppertal ist eine Station ihrer großen Europatournee, die sie einem Filmprojekt
verdanken. Als die Filmemacherin Alina Tedorescu die Band auf einem Festival in Havanna erlebte,
wusste sie gleich: Das waren die Protagonisten für ihren geplanten Film über Kuba. Heraus kam Paraiso,
ein halb dokumentarischer, halb fiktiver Film über das Leben der Musikgruppe, der sogar erfolgreich im
Wettbewerb von Cannes lief.
Madera Limpia waren zu dieser Zeit bereits in Kuba als Live- Band erfolgreich, doch durch Paraiso
gelangte ihre Musik nach Europa, nach Deutschland -und nach Barmen.
Gleich mit ihrem ersten Song machte die achtköpfige Band auf der Bühne ordentlich Druck.
Dabei legten die beiden Sänger einen dermaßen heißen Hüftschwung hin, dass selbst Elvis vor Neid
erblasst wäre. Doch das Publikum wollte sich nicht gleich erwärmen und hielt etwas schüchtern Abstand
zum Bühnenrand. Davon ließen sich die Vollblutmusiker nicht schrecken und brachten mit ihrer treibenden
Musik unerschrocken karibische Lebensfreude unters Volk. Son, Salsa, HipHop und Dancehall-Reggae
verschmelzen in ihrem Sound, bei dem je nach Lied der eine oder andere Stil den Ton angibt. Dieser Mix
traditioneller kubanischer Klänge mit moderner Musik ist derzeit bei vielen südamerikanischen Bands
beliebt, doch Madera Limpia verleihen ihm eine besondere Note.
Viele Lieder bleiben schnell im Ohr. So war es nur eine Frage der Zeit, bis das Eis im Publikum
brach. Die Stimmung stieg sprunghaft; die Temperatur im Saal ebenfalls. Der Abend erreichte seinen
Siedepunkt, als die beiden Sänger zwei Senoritas zum Tanz auf die Bühne holten und diese dabei eine
prima Figur abgaben.
Ab da an war die tanzende Menge nicht mehr zu stoppen, und selbst zwei Zugaben konnten das Feuer,
das die Band entfacht hatte, nicht löschen.
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